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Es handelt sich um ein ewig diskutiertes Thema, welches von zahlreichen Vorurteilen begleitet wird: Wer ist der bessere Autofahrer - Männer oder Frauen? Nach einer kurzen Suche im Internet stößt man auf zahlreiche (mit Photoshop bearbeitete) Bilder, die kuriose Unfälle und missglückte Fahrversuche von Frauen zeigen sollen. Sind Frauen tatsächlich die schlechteren Autofahrer?

 

Eine Frau - noch dazu eine Blondine - macht es vor: Einparken könnte einfacher nicht sein. Während sich der wehrte Herr quält, seinen Kleinwagen in eine große Lücke zu quetschen, kommt die Frau daher, parkt ihre Limousine, schnappt sich die Schlüssel des Mannes und parkt sein Fahrzeug hinter ihrem ein.

 

Auch wenn es sich bei dem Video um eine Werbung handelt, entsprechen nur wenige Vorurteile rund um die Fahrtechniken von Männern und Frauen der Realität, wie wir im Anschluss zeigen.



Auch wenn es sich bei dem Video um eine Werbung handelt, entsprechen nur wenige Vorurteile rund um die Fahrtechniken von Männern und Frauen der Realität, wie wir im Anschluss zeigen.


Was sagen die Zahlen?

Anfang 2010 publizierte der Auto Club Europa (ACE) eine Studie zum Thema dieses Artikels. Das Ergebnis: Frauen seien die besseren Autofahrer.

In seiner Studie hat der ACE das Unfallverhalten analysiert und kam zu der Erkenntnis, dass Männer für zwei von drei Unfällen verantwortlich sind. Frauen hingegen fahren seltener unter Einfluss von Alkohol und verzichten auf aggressives Fahren.

Die häufigsten Ursachen von Unfällen, bei denen ein Personenschaden entstand, sind laut dem Statistischen Bundesamt (Unfälle von Frauen und Männern im Straßenverkehr im Jahr 2010) Folgende:

Unfallursachen von Männern und Frauen


Wie in der Grafik zu sehen sind, begehen Frauen lediglich in zwei Kategorien mehr Unfälle, beim Thema Vorfahrt sowie beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren. Männer hingegen sind die Hauptsünder in puncto nicht angepasster Geschwindigkeit, Abstand und Alkoholeinfluss.

Ob Frauen tatsächlich die besseren Autofahrer sind, lässt sich allerdings nicht mit einer einzigen Statistik belegen. Auch die Experten von Sixt gehen dieser Frage nach: Insgesamt 1.000 deutsche männliche und weibliche Autofahrer wurden zu ihren Fahrkünsten befragt. Einige Auffälligkeiten:

  • acht Prozent der Frauen haben Punkte ins Flensburg; bei den Männern sind es 15 Prozent
  • 14 Prozent der Herren hatte bereits ein Fahrverbot; nur vier Prozent der Damen fallen in diese Kategorie
  • 27 Prozent der Männer gaben zu, auf der Autobahn gedrängelt zu haben; nur 14 Prozent der Damen drängeln

Insgesamt scheint die Befragung dasselbe Ergebnis zu zeigen wie die Studie des ACE: Männer fahren häufiger unter Alkoholeinfluss, drängeln gerne und haben mehr Punkte in Flensburg. Ironischerweise halten sich die Herren der Schöpfung aber auch für den besseren Autofahrer.


Männer sind nicht überall die Übeltäter

Doch wie man so schön sagt: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Aus diesem Grund sollte man immer mehr als nur ein oder zwei Quellen für seine Analyse verwenden. Unsere dritte Quelle stammt von einer der Suva-Studie „Die Unfallrisiken von Autofahrerinnen und Autofahrern im Vergleich“, die die Unfälle bei den Nachbarn in der Schweiz analysiert hat. Das Ergebnis ist nicht dasselbe wie bei den beiden deutschen Studien: Frauen haben hier höheres Unfallrisiko haben als Männer.

Das Unfallrisiko der Männer in der Schweiz ist aber nicht nur geringer, sie legen gleichzeitig auch eine größere Distanz zurück:

  • ≈ 38 km - Altersgruppe 18–24 Jahre
  • ≈ 37 km - Altersgruppe 25–44 Jahre
  • ≈ 35 km - Altersgruppe 45–64 Jahre

Die Frauen legen hingegen folgende Distanzen zurück:

  • ≈ 30 km - Altersgruppe 18–24 Jahre
  • ≈ 23 km - Altersgruppe 25–44 Jahre
  • ≈ 20 km - Altersgruppe 45–64 Jahre

Für den Grund der häufigen Unfälle, in die Frauen verwickelt sind, nennt Bruno Lanfranconi, Direktor der Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung, Stress, der die Fahrfähigkeit der Damen stärker beeinflusst. Dies ist insbesondere im Morgenverkehr zwischen sieben und acht Uhr festzustellen: In dieser Zeit sind Frauen zu 170 Prozent öfter in Unfälle verwickelt als das andere Geschlecht.

Ein anderes Ergebnis zeigt eine Studie des ADAC, welches von dem verkehrsmedizinischen Institut der Universität Heidelberg durchgeführt wurde. Im Rahmen der Probe wurden 60 Personen stressigen Verkehrssituationen ausgesetzt. Die Frauen schlugen sich besser und entsprechen eher dem Idealbild des rücksichtsvollen Autofahrers, so das Ergebnis.


Prävention ist besser als unnötige Schuldzuweisungen

Die genannten Studien scheinen sich gegenseitig zu widersprechen. Mal sind die Männer die häufigeren Unfallverursacher, Mal sind es die Frauen. Dadurch wird ersichtlich, dass die gesammelten Daten in den zahlreichen Studien zum Thema Autounfälle nicht dazu verwendet werden sollten, einer der beiden Seiten den Miesepeter zuzuschieben, sondern bewusst auf Gefahren hinzuweisen.

Wie aus der Studie aus der Schweiz ersichtlich, ist die Unfallgefahr von Frauen insbesondere morgens zwischen sieben und acht Uhr groß, wenn sie sich auf dem Weg zur Arbeit, Studium oder Schule befinden. Bei Männern zeigt sich hingegen, dass sie unnötigerweise häufig drängeln, zu schnell und unter dem Einfluss von Alkohol fahren.

Diese Probleme lassen sich nur mit einer Aufklärungsmission und praxisnahen Hilfestellungen im Rahmen eines Fahrsicherheitstrainings lösen. Sicherheitstrainings werden seit vielen Jahren für Pkws, Motorräder und Nutzfahrzeuge angeboten. Der ADAC zum Beispiel teilt seine Sicherheitstrainings für Pkws in mehrere Kategorien auf: Eine von diesen richtet sich speziell an Fahranfänger im Alter von 17 bis 25 Jahren, die statistisch gesehen die größten Unfallverursacher sind. Auf der anderen Seite gibt es auch ein Sicherheitstraining für die ältere Generation, die bereits jahrelange Fahrpraxis vorzeigen kann. Auch ein Training speziell für Frauen wird angeboten.